Er ist wieder da – und mit ihm der Misserfolg

Nach Werner Menolds Rückkehr gibt es für den FCU nur eine Richtung: nach unten

Fussballplatz Werner Menold FCU

Werner Habigers tragischer Tod überschattet für viele Fußballfreunde und Anhänger des FC Union die gesamte Saison. Als sei es nicht schmerzlich genug mit ihm einen der ganz großen Fußballer des Unterlands und großartigen Menschen verloren zu haben, so stellt sich seit seiner gänzlich unrühmlichen und indiskutablen Demission ein bisher nicht gekannter sportlicher Misserfolg bei den Kickern vom See ein.

Misserfolgsserie in der Rückrunde degradiert den FCU zum ewigen Aufstiegsaspiranten ohne nachhaltigen Erfolg
Wurde am 16. Spieltag zu Rückrundengewinn noch wenig überzeugend beim designierten Absteiger TSV Untereisesheim ein Auswärtserfolg unter der Leitung des neuen Übungsleiters Söner Celen erzielt, gab es anschließend nur noch wenig Grund zur Freude für die Anhänger der Kicker vom See. Konnte das leistungsgerechte 0 : 0 Unentschieden beim ebenfalls zum erweiterten Kreis der Aufstiegsaspiranten zählenden TSV Masenbachhausen noch als Teilerfolg verbucht werden, folgte darauf am 19. Spieltag ein enttäuschendes 1 : 1 Unentschieden zuhause ausgerechnet gegen den Heilbronner Stadtrivalen SV Heilbronn am Leinbach. Nicht wenige meinen nämlich, der Fusionsverein aus VFL Neckargartach und TSV Frankenbach werde bald den SV Heilbronn zur Nummer drei der Stadt degradieren, sind doch bereits die Aramäer Heilbronn mit spielerischer Leichtigkeit und organisatorischer Konsequenz am einstigen fuballerischen Stadtprimus FC Union vorbeigezogen. Den zwei lauen Unentsschieden folgte zwar aus Unionssicht ein Zwischenhoch beim verdienten  1 : 3 Auswärtssieg in Leingarten, doch nschließend sollte sich die Situation für die Kicker vom See endgültig eintrüben. Als es dann nämlich zum Schwur und zur Entscheidungsschlacht um den Aufstieg gegen die starken Brackenheimer ging, erwies sich die Truppe um Söner Celen abermals als zu schwach, um sich gute Chancen zum Aufstieg in die Landesliga zu erhalten und ging im Heimspiel des 21. Spieltages völlig baden. Es war ein Offenbarungseid am 03.04.2016 als vor eigenem Publikum gegen den nunmehrigen Aufstiegsfavoriten Nummer eins, VFL Brackenheim, alle fußballerischen Dämme brachen und der FC Union nach einer in jeder Hinsicht indiskutablen Leistung zu Hause mit 0 :3 sein Waterloo erlebte.

Elf Tore für Werner Habiger

Dass die Mannschaft es auch durchaus anders kann, zeigte Sie allerdings am 17. Spieltag wenige Tage nach dem viel zu frühen Tod von Werner Habiger. Auf dem Kunsrasen spielend zeigte der FCU eine herausragende läuferische, spielerische und kämpferische Leistung gegen die völlig überforderten Gäste des TSV Nordhausen. Die emontionalisierte Mannschaft schaffte es an diesem Tag, ihrem verstorbenen Übungsleiter ein fußballerisches Monument und Dankeschön in höhere Gefilde zu übersenden. Was danach folgte sind die oben beschriebenen Misserfolge und die alte Krankheit des FCU seit der Fusion zwischen FC Heilbronn und der Fußballabteilung des FV 08 Union Böckingen: Niemals vermochte es die Vereinführung und der Trainerstab, eine wahrhaftige Mannschaft zu formen, die eine Einheit bildet. Niemals vermochte es die Mannschaft, ihre in Überfülle vorhandenen fußballerischen PS auf den Rasen zu bringen. Kein Kampfgeist und eine katastrophale Torchancenauswertung insbesondere in der Spielzeit 2015/2016 kamen hinzu. Nach nun vier Jahren seit der Fusion im Jahr 2012 steht der FC Union mehr denn je am Scheideweg – sportlich wie von der Identität des Vereins überhaupt.

Realsatire am See: Der große Vorsitzende muss sich mit Sicherheitskräften gegen Kritik aus den eigenen Reihen wehren

Dem Desaster gegen die neuen Aufstiegsfavoriten aus Brackenheim ließen die Unionisten eine leichtfertige 1 : 2 – Niederlage auf der Botenheimer Heide folgen. Damit scheint die Saison, was den Aufstieg anbetrifft, endgültig gelaufen. Aber nicht nur auf dem Rasen läuft es mittlerweile unrund. Auch mit seinen Mitgliedern und Anhängern scheint der FC Union neuerdings Probleme zu bekommen. Die Jugendmannschaften fühlen sich nicht mehr richtig gefördert und unterstützt. Die Quittung: Viele Jugendspieler kehren dem Verein den Rücken und wandern zum SV Heilbronn oder gar zur Neckarsulmer Sportunion ab. Fast alle Jugendmannschaften kämpfen gegen den Abstieg. Beim Heilbronner Stadtrivalen vom Leinbach und der finanziell übermächtigen NSU sehen die jugendlichen Fußballer und ihre Eltern – zumal nach der Union-/Menold-Schlammschlacht bei der letzten Jahreshauptversammlung – bessere Zukunftsperspektiven als bei der zerstrittenen Truppe vom See. Auch die Fans sollen offensichtlich nicht mehr singen und zum Besten geben dürfen, was sie wollen: Nachdem dem großen Vorsitzenden offensichtlich die „Menold raus“-Rufe missfielen, wurden beim jüngsten Heimspiel am Sonntag, den 17. April 2016, in der achten Liga (!) Sicherheitskräfte aufgeboten, um mögliche Unmutsbekundungen auf der Tribüne zu unterbinden. Eine Maßnahme, die wohl insbesondere auf die ungeliebten Anhänger aus den Reihen der „Heilbronner Jungs“ abzielen dürfte.

Der FCU Union Heilbronn im Frühling 2016: ein Verein vor dem drohenden Exitus

Insgesamt präsentiert sich der FC Union unter seinem neuen alten Steuermann Werner Menold als Verein vor dem Exitus. Auf heimischem Rasen wurde am 23. Spieltag ein kläglicher 3 : 2 Heimerfolg gegen die abstiegsbedrohten Kicker  des SGM Stein Kochertürn erzielt. Bei den Finanzen sieht es Gerüchten zufolge nicht besser aus. Hier herrscht wohl schon wieder das Prinzip Hoffnung vor und namhafte frühere Vereinsfunktionäre scheinen in die eigene Sparschatulle greifen zu müssen, damit die Lichter des FC Union nicht wegen Zahlungsunfähigkeit ausgehen. Prekäres Detail am Rande: Das Verhindern der „Menold raus“-Rufe dürfte wohl auch nicht gänzlich ohne finanzielle Mittel zu bewerkstelligen sein, denn auch die am 17.04.2016 aufgebotenen drei Sicherheitskräfte dürften sich nicht für Gotteslohn auf die Tribüne des Stadions am See gestellt haben. Für derartige Befindlichkeiten der Vorstandsetage scheint immer noch genügend Geld da zu sein. Dass sich bei so viel Dünnwandigkeit der Vereinsführung viele Eltern der jugendlichen Fußballer fragen, warum sie keine finanzielle Unterstützung bekommen, wenn sie ihre Kinder zu Auswärtsspielen fahren, scheint demgegenüber beim Menold-Clan niemanden zu stören. Hauptsache es gibt keine unerwünschten Meinungsbekundungen mehr gegen den ersten Vorsitzenden. Böse Zungen – so wird behauptet – scheinen Werner Menold schon den Beinamen „Erdowahn“ geben zu wollen. Ob mit derartigen Maßnahmen die vereinsinternen Gräben zugeschüttet und die Weichen wieder auf Erfolg gestellt werden können, muss mit Recht bezweifelt werden. Der FC Union geht jedenfalls nach dem roten Putsch unter Werner Menold als neuem Vorsitzenden sehr schweren Zeiten entgegen. Der Idealismus der Mitglieder und Freunde des FCU braucht ein geeignetes Umfeld. Ansonsten verliert der FC Union immer mehr Unterstützung, die der aus einstigen Traditionsvereinen zusammengesetzte neue Fusionsverein, dem bisher keinerlei Strahlkraft und Eigenidentität eingehaucht werden konnte, mehr bräuchte als je zuvor.

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