Nach Bezirksliga-Abstieg: Die Fusionsgleichung des FC Union Heilbronn heißt: Aus drei mach nix!

Schwer zu akzeptierende Erkenntnis

Man hat es schwer zu verdauen gehabt als Schwarz-Weißer. Aber es steht unverrückbar fest: Dritter Absteiger der Bezirksliga Unterland ist der seit seiner erneuten Fusion mit der Fußballabteilung des F.V. 08 Union Böckingen stets als Aufstiegs-(Mit-)Favorit gehandelte FC Union Heilbronn. Ein endgültiger Absturz auf Hobbykickerniveau ohne weitere Ansprüche. In der fußballerischen Entscheidungsschlacht war man den Amateuerfußballgiganten der SGM Meimsheim – auswärts alles noch in der eigenen Hand habend – im ultimativen Abstiegsduell abermals unglücklich wie in vielen Spielen zuvor 0 :1 unterlegen – wenn man den neutralen Beobachtern und Kommentatoren glauben darf.  Damit sind drei Vereine bzw. Fußballabteilungen mit großer Tradition in die absolute Bedeutungslosigkeit abgestürzt: Der VfR 96 Heilbronn, die Heilbronner Spielvereinigung (Heilbronner SpVgg 07 – kleiner „HSV“) sowie die Fußballabteilung des F.V. 08 Union Böckingen, welche  sich mit dem aus VfR und HSV bereits 2003 fusionierten FC Heilbronn im Jahr 2012  zusammenschloss. Wie konnte das passieren?

Rückblick: Die Jahreshauptversammlung 2017

Bereits die Jahreshauptversammlung hinterließ beim Verfasser einen gespenstischen Eindruck. Gewiss. Anschließend sollte an diesem 26. April der DFB-Pokal-Knaller zwischen den Bayern und den Borussen aus Dortmund steigen. Und es war ein Mittwoch. Nicht wie bei der turbulenten letzten Mitgliederversammlung ein Freitag (‚Die rote Revolution‘ des Heilbronner Fußballs mit einer ‚Machtübernahme‘ der roten Böckinger und der überraschenden Abwahl des schwarzweißen Vorsitzenden Gerd Kempf). Aber die 30 Hansel, die sich hier zu beginn ab 19.00 Uhr einfanden, waren so etwas wie der letzte fußballerische Volkssturm an Mitgliedern. Da kam selbst ich mir mit 48 Jahren noch vor wie ein Jugendlicher. Genauso gespenstisch die Darbietungen der Hauptakteure. Stammelndes unsicheres Gerede der Herren Menold und Gärtner. Beim Vorsitzenden muss allerdings dessen souveräner Part hervorgehoben werden als es um die Finanzen des Vereins ging, die er nach seinen Darstellungen konsolidiert und eine enorme Schuldenrückführung herbeigeführt hatte. Kosteneinsparungen wie die Abmeldung der zweiten Mannschaft und ein günstigerer Spielerkader auf der einen, erhebliche Spenden und dem Vernehmen nach auch Eigenmittel Menolds hatten den klammen Verein stabilisiert. Gestammel aber als es ums Wesentliche ging.

„Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“

Der FCU tummelte sich bekanntlich in der Vorrunde 2016/2017 im oberen Tabellendrittel der Bezirksliga Unterland. Dann kam es zum kadertechnischen Supergau, den die führenden Köpfe Menold und Gärtner sich nach deren Einlassungen generell nicht und schon gar nicht öffentlich auf der Jahreshauptversammlung erklären konnten. Das spielerische Gerüst des Vereins und mehrere wesentliche Leistungsträger verließen zum Ende der Vorrunde den Verein und wechselten unter anderem zum neuen Aufstiegsaspiranten SG Stetten-Kleingartach. Werner Menold konnte sich das gar nicht erklären. Trotz Einschaltung von Mediatoren gab es keine klare Stellungnahme der Ex-Spieler. Sie sollen lt. aktuellem Vorsitzenden wohl einfach „keinen Bock mehr auf den FC Union“ gehabt haben. Gärtner fabulierte noch etwas von Anstand und Vereinstreue, die bedauerlicher Weise völlig verloren gegangen sei. „Willkommen in der Realität!“, kann man da als distanzierter, aber wohlwollender Beobachter und einfaches Vereinsmitglied nur sagen.

Auch der Verfasser kann nur spekulieren. Fakt ist: Bereits in der Vorrunde zeichnete sich ab: Mit dem FCU war der Aufstieg auch in der Saison 2016/2017 nicht zu machen. Mit guter Bezahlung konnten die Verantwortlichen der Kicker vom See ebenfalls längst nicht mehr punkten angesichts des potenten Sponsoren der Stettener, die bekanntlich bereits überraschend, aber souverän die Bezirksliga-Tabelle zum Hinrundenende mit funf Punkten Vorsprung anführten. Warum also bei dem glücklosen ‚Chaosverein‘ FC Union Heilbronn bleiben? Diese Fragen könnten sich manche Spieler gestellt haben, welche es vom Ex-VfR einer seligen Vergangenheit wegzog.

Sportliche Glücklosigkeit: Vier Jahre nach dem Skandal-Elfmeter gegen Öhringen: Der Abstieg in die Kreisliga A

Ein kurzer Rückblick: Nach der (Teil-)Fusion war man sofort auf direkten Aufstieg gepolt. Damaliger Kontrahent war unter anderem der FSV Bad Friedrichshall, deren damaliger Trainer – der viel zu früh verstorben Werner Habiger – und wesentliche Spieler wie Joe Brown zur Winterpause zum Konkurrenten am See wechselten. Eine Nummer zu groß seinerzeit: Der VFL Brackenheim. Weitere zweite Plätze und die Relegation folgten. Unvergessen die Entscheidungsschlacht in Schwäbisch Hall in der dritten Runde der Relegation gegen die TSG Öhringen mit den wohl besten realen Aufstiegscchancen. HNX-TV sei dank, dass die Schiedsrichterentscheidungen visualisiert und für die Nachwelt festgehalten wurden. Die Elfmeterentscheidungen – gegeben bzw. nicht gegeben – alle äußerst zweifelhaft gegen die Union entschieden. Nur vier Jahre nach diesem denkwürdigen Endspiel um den Landesligaaufstieg am 22.06.2013 der Abstieg! Danach galt man nach weiterer Aufrüstung als nahezu unschlagbar. Dennoch setzten sich Leingarten in de Spielzeit 2013/2014 bzw. die Aramäer 2014/2015 als Bezirksligameister direkt durch. Oftmals wurden Punkte verschenkt. Sehr häufig musste man sich als Unionist wie der FC Bayern der Bezirksliga Unterland vorkommen, da alle gegen die Kicker von See top motiviert waren und häufig mehr als 100% gaben. Bereits in der Spielzeit 2015/2016 war der FC Union Heilbronn „nur“ noch Fünfter. Auch die neuformierte Mannschaft zur Rückrunde 2016/2017 ließ vieles liegen. Da war aber schon klar, dass man nur noch gegen den Abstieg spielt (Orginalton Werner Menold bei der Jahreshauptversammlung 2017). Der Schlusspunkt dann die endgültige Abstiegspleite im Meimsheim gegen die SGM – von der man übrigens bereits in der Vorrunde zuhause mit 2 : 7 regelrecht gedemütigt wurde. Nun ist klar: Nachdem die Aramäer als Heilbronner Verein den Aufstieg in die Landesliga schafften, den der FCU nie zustande brachte, und der ebenfalls aus dem VFL Neckargartach und dem SSV Klingenberg fusionierte SV am Leinbach Heilbronn solider Faktor der Bezirksliga Unterland ist, muss man sehr demütig und kleinlaut in Heilbronn selbst und im Landkreis sein als Unionist – denn nächstes Jahr gibt es Derbys gegen die TG Böckingen und sogar den jetzt aufgestiegenen SC Böckingen. Lang, lang ist es her, da der große VfR Heilbronn in der damals direkt unter der ersten Bundesliga angesiedelten Regionalliga spielte und unter anderem den TSV 1860 München besiegte. Am 17. März 1973 strömten 18.000 Zuschauer zum Spiel gegen die Münchner Löwen und durften einen 2 : 1 Heimerfolg bejubeln.  Und nun? Absturz in die neunte Liga! Die Löwen allerdings sind von höherem Niveau kommend nun ebenfalls in die Bayernliga abgestürzt….

Quintessenz: Mangel an Glaube und Vertrauen seitens der Sponsoren in den neuen Verein und seine Spitzenfunktionäre

Viele Gründe mag es also für den Absturz des einstigen Renommiervereins und damit Heilbronns erste Fußballadresse geben. Allein die wichtigste Ursache gilt es herauszustellen: Den Verlust an Glauben und Vertrauen in den neu fusionierten Verein seitens potenter Sponsoren, die es in einer der stärksten Wirtschaftsregionen wie Heilbronn zu Hauf in erforderlicher Größe gibt. Trotz überschaubaren Etats mochte niemand dem Nachfolgeverein des VfR Heilbronn so recht sein hart erarbeitetes Geld als Sponsor anvertrauen. Gewiss. Der VfR 96 Heilbronn war etliche Male von der Stadt und potenten Geldgebern vor der Insolvenz bewahrt worden. Chaotische Jahreshauptversammlungen mit einem aus Trotz gewählten gänzlich inkompetenten Pfarrer bleiben uns Fußballanhängern immer in Erinnerung. Aber der neue Verein konnte trotz des anfänglichen Trios Kempf/Menold/Gestung keine richtig großen Fische als Geldgeber an Land ziehen – und ohne die geht es im Amateurfußball spätestens mit Ziel Landesliga einfach nicht mehr. Allein die Volksbank ging als Hauptsponsor etwas ins Risiko – zog sich aber jetzt ebenfalls zurück. Auch die vielen zweiten Bezirksligaplätze und gescheiterten Relegationen ließen den Topfavoriten immer mehr zum unglücklichen und damit  erfolglosen ewigen Zweite mutieren. An den bekannten Akteuren der Vereinsführung war es, finanzkräftige Sponsoren zu gewinnen. Das gelang stets nur bedingt. Zumindest zwei Mal war man auf dem Papier schon Meister. Daran muss sich der gesamte sportliche Führungsstab und der hochgelobte Spielerkader messen lassen. Wer dann aber noch eine öffentliche Grabenschlacht wie bei der Jahreshauptversammlung 2016 anzettelt und den Verein nicht nur spaltet, sondern auch eine desaströse Außendarstellung für potentielle Sponsoren abgibt, der muss sich nicht wundern, wenn Spieler bei ausbleibendem Erfolg abwandern und sich Geldgeber gar nicht erst in die Untiefen des VfR-/Union-Sumpfes begeben wollen. Dann ist die logische Folge Mittelmaß oder – wie nun erfolgt – Abstieg.

VfR-Neugründung: Verlockend aber schwer praktikabel

Es gibt sie noch. Die Anhänger der Schwarz-Weißen. Da nun der Fusionsverein, der den VfR mit in die Bedeutungslosigkeit der Kreisliga A hinabgezogen hat, in der zweitniedrigsten Klasse spielt, erscheint eine Neugründung verlockend. Da mag zum Beispiel der FC Laube 02 Pate stehen, welcher innerhalb weniger Jahre den Durchmarsch in die Bezirksliga schafften. Dann aber wurden die kickenden Idealisten mit hohem Spielniveau älter. Der Abstieg folgte und das Einstellen des aktiven Spielbetriebes. Die alten Herren des FC Laube sind mittlerweile pikanter Weise beim FV Union 09 Böckingen angedoggt. Die Probleme wären für einen VfR 2.0 die gleichen wie für die „Thekenkicker“ vom See: Kein eigenes Spielgelände, keine Jugendmannschaften, keine Sponsoren. Eine Herkulesaufgabe für mögliche ambitionierte Neugründer des Vereins. Wahrscheinlich eine zu große, die nicht realisierbar ist.

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