Whataboutism – von unserem Kolumnisten Jürgen Schwab

Erst lesen, dann denken, dann sprechen! (Bildquelle: Kyle Glenn / unsplash.com)

Wolfgang Kubickis verbaler Fehltritt

Wolfgang Kubicki (FDP), den ich ansonsten unter den Systempolitikern – neben Oskar Lafontaine, Sahra Wagenknecht (beide Linke) und Boris Palmer (Grüne) – am sympathischsten finde, sollte sich bei Erdogan entschuldigen. Einem Spitzenpolitiker und Juristen wie Kubicki hätte ich mehr Fingerspitzengefühl in der Wortwahl zugetraut. Einen gegnerischen Politiker, oder auch nur einen gewöhnlichen Menschen, als „Kanalratte“ zu bezeichnen ist unter aller Kritik. Vor Jahren hatte der Kabarettist Böhmermann, wenn ich mich recht entsinne, Erdogan als „Ziegenficker“ beschimpft. Dies scheint das Niveau der BRD-Kunst- und Journalistenszene zu sein. Dialog der Kulturen sieht anders aus!

Pseudo-Rechfertigung der Kubicki-Aussage

Daß die Erdogan-Hasser-Zeitung „Nürnberger Nachrichten“ (am 29.09.2022) dies damit rechtfertigte, da die Jahre zuvor Erdogan politische Gegner unflätig beschimpft und manche eingesperrt hatte, ändert nichts an diesem Befund. Die simple Argumentationslogik der NN nennt man heutzutage, in unserem von Anglizismen verhunzten Deutsch, „Whataboutism“. Das eine Kind petzt im Kindergarten der Erzieherin von einem anderen Kind geärgert worden zu sein, worauf dieses darauf gar nicht eingeht und erwidert: „Du a“ (Du hast mich auch geärgert). Auf den auf einen selbst gerichteten Vorwurf geht man nicht ein.

Schwurbel-Logik der Buntlandmedien

Ergänzung zu meiner letzten Kolumne zum Energie-Thema: Es ist völlig unerheblich, wer für die Beschädigungen der Gas-Leitungen Nord Stream 1 und 2 verantwortlich ist, die Öffnung der Russen-Pipelines sollten wir deutsche Nationalisten weiter fordern. Egal wann die Reparaturarbeiten erledigt sind (von NS 2 soll noch eine Röhre funktionieren). Zudem gibt es noch die „Druschba“ (Freundschaft)-Öl-Pipeline nach Schwedt. Wir können auch aus Rußland Kohle, Holz sowie Öl und Gas per Schiff geliefert bekommen. In dieser Sache kriegen die schadenfreudigen BRD-Putin-Hasser keine Entwarnung bezüglich unserer Forderungen. Jene meinen doch allen Ernstes, daß der Energielieferant Rußland seine eigene Logistik beschädigt, um, ja warum?, um die Gaspreise steigen zu lassen, obwohl die Angebotsmenge über die stillliegenden Nord Stream 1 und 2-Leitungen gar nicht beeinflußt werden können.

Was ist von einer Meloni-Regierung zu erwarten?

Kurz noch zum rechten Wahlsieg in Italien. Ich erwarte mir von diesen Kräften dort gar nichts. Ein Gemischtwarenladen an USA- und Ukraine-Fans, Putin-Verstehern, sozialen Patrioten und Sozialreaktionären. – Immerhin hat jetzt der fränkische Demagoge Markus Söder (CSU) sein Herz für Südtirol entdeckt, wegen der Androhungen der Postfaschistin Meloni gegen die Autonomierechte der deutschen Minderheit. Positiv könnte eine weitere Entdämonisierung nationaler und identitärer Politik auch bei uns sein. Klar Höcke ist der, der scheinbar das Holocaustmahnmal in Berlin schleifen möchte. Der Massenmord an den Juden ging von Hitler-Deutschland aus, andere wie Mussolini und Petain machten nur weniger motiviert mit. Dieses Thema kann jeder Zeit bei uns gegen nationale Interessen in Stellung gebracht werden. Aber die materiellen Fakten, die die nächsten Monate auf uns zukommen, werden die philosemitische Einschüchterungsmaschine immer langsamer werden lassen. Denn wer liest schon die „Nürnberger Nachrichten“? Ich! Aber wer noch?