Desolates Abschneiden der sich selbst stets rühmenden Bundesliga in der Europa League
Erstmals seit Einführung der Gruppenphase 2004/2005 erreichte kein Bundesliga-Teilnehmer die K.O.-Phase von UEFA-Pokal bzw. jetzt Europa League. Ein Punkteschnitt der Bundesliga-Versager in der Gruppenpase der Spielzeit 2017/2018 von kümmerlichen 5,714 war dabei zu konstatieren. Neunter (in Worten: Neunter!) Platz! Hinter Zypern und Österreich. Hoffenheim, als gescheiterter CL-Qualifikant, und die Hertha aus Berlin landeten gar auf dem letzten Platz. Das gab es noch nie! Das Wehklagen darüber hält sich völlig unverständlicher Weise in Grenzen. Deutschland rutscht damit deutlich abgeschlagen in der Fünf-Jahreswertung auf Rang vier ab. Und die Franzosen drängen auf Platz fünf mit aller Macht nach vorne. Der Verlust des vierten Platzes in der Champions League droht also in Kürze einzutreten.
Bescheidenes Abschneiden auch in der Champions League
Außer dem unangefochtenen Branchen-Primus Bayern München bekleckerten sich auch die angeblichen ‚Champions‘ der Bundesliga international nicht mit Ruhm. Für Hoffenheim war die Hürde Liverpool in der Qualifikation ein zugegeben unglückliches Los. Aber die Recken von der Anfield Road zeigten den biederen Nordbadenern, dass zwischen diesen Klubs noch Welten liegen, auch wenn sie sich für den gleichen Wettbewerb qualifizieren wollen. Über das Abschneiden der Hoffenheimer wie aller anderen Vertreter des leistungsmäßigen Mittelbaus der Bundesliga in der Europa League ist alles gesagt. Beschämdend! Nein: erbärmlich! Die CL-Neulinge aus Leipzig schlugen sich noch recht wacker, versäumten es aber gegen Gegner auf Augenhöhe das Weiterkommen in einer machbaren Gruppe klar zu machen. Fehlende internationale Erfahrung ist da ein ungenügendes Argument. Hier war wie bei allen anderen Teilnehmern aus der Bundesliga – mit Ausnahme der Bayern – eine deutlich höhere Gewichtung der Bedeutung der Bundesliga festzustellen. Internationale Faszination war gestern. Im Heute werden Stammspieler geschont für wichtige Bundesliga-Spiele am Wochenende. Der Fokus rückt klar weg von den internationalen Wettbewerben. Die größte Enttäuschung war zuletzt ganz klar die Borussia aus Dortmund. Nur gegen die wackeren Zyprioten von Apoel Nikosia vermochten die einstigen Geheimfavoriten noch Punkte zu ergattern. Wir hüllen aus Respekt für große Europapokalabende der Vergangenheit den Mantel des Schweigens um die desolate Leistung des BVB in der CL-Saison 2017/2018.
Ursachenforschung
Besonders unbedarfte Fachleute oder die, die sich dafür halten, wiegeln bei aufkommender Kritik schnell ab. Man müsse erst die Entwicklung abwarten, es könne sich ja schließlich um einen Negativ-Ausreißer handeln. Dabei wird ausgeblendet, dass die Bundesliga-Teilnehmer den Wettbewerb um die Europa-League schon seit Jahren sehr stiefmüterlich behandeln. Wieviele Bundesliga-Teilnehmer sind schon in der Qualifikation gegen motivierte Teilnehmer aus vermeintlichen Fußball-‚Entwicklungsländern“ gescheitert? Man mag sie schon kaum mehr zählen. Damit sind schon zwei Probleme genannt: Die Motivation generell und das Einpassen der Qualifikationsspiele in die Saisonvorbereitung. Häufig wurden zudem wegen der Ausgeglichenheit der Bundesliga und meist eines großen Überraschungsteams Mannschaften in den internationalen Wettbewerb gespült, die nach ihrem Erfolg personell ausbluteten und in der kommenden Saison nicht zuletzt wegen der Dreifachbelastung in schöner Regelmäßigkeit gegen den Abstieg spielten. So wird der Segen der Ausgeglichenheit der Bundesliga – mit Ausnahme der Meisterschaftsfrage der letzten Jahre – zum Fluch. In der laufenden Spielzeit 2017/2018 ist es ganz besonders extrem: Es gibt starke Aufsteiger mit Stuttgart und Hannover und keine schon rein nominellen Absteiger. Faktisch ist klar, dass die Hälfte der Liga als Primärziel den Klassenerhalt ausgeben muss. Und leicht variiert: Die Aspiranten um die internationalen Plätze müssen alles für die erneute Qualifikation tun. Läuft es dann zu Beginn nicht recht in der Bundesliga und in den ersten Gruppenspielen der Europa-League, dann scheint man die Flinte all zu schnell ins Korn zu werfen und schenkt ab bzw. im Trainer-Neusprech: „Man gibt in diesen Spielen auch Nachwuchs- und Ergänzungsspielern ein Chance.“
Festklammern an der 50+1-Regel: Lebenslüge der Bundesliga
Das kann sich schnell rächen. Verliert man den vierten Champions-League-Platz, gerät man noch schneller punktemäßig ins Hintertreffen, weil es eine Mannschaft weniger gibt, die Punkte holen oder – noch besser – die nächste Runde erreichen kann. Und da muss auch gleich das nächste Problem angesprochen werden: Die Spitze in deutschen Landen ist zu dünn besetzt. Die Bayern – sonst lange nichts. Und selbst die wurden von Paris St. Germain im Prinzenpark unter dem glücklosen Carlos Ancelotti übelst vermöbelt. Nach dem anschließenden Rauswurf des Italieners wurde in München zunächst erfolgreich die Devise: „Zurück in die Vergangenheit“, ausgerufen. Aber es ist das letzte Münchner Aufgebot. Der fußballerische Volkssturm. Nach Robben und Ribery sowie vielen anderen Spielern um und über die 30 sieht die Münchner Perspektive mau aus. Das Ende der Dominanz ist in Sicht. Die finanzstarken Mannschaften aus anderen Ligen mit namhaften Investoren werden die Bundesliga zur Ausbildungsliga degradieren, das erscheint fast unausweichlich. Schon jetzt weist die unantastbare 50+1-Regel mit Bayer Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim und bald wohl auch Hannover an sich systemwidrige Ausnahmen auf. Eine von einem sich benachteiligt fühlenden Verein oder Investor angestrebte Klage vor dem europäischen Gerichtshof würde mit großer Wahrscheinlichkeit Erfolg haben, zumindest aber mit noch mehr Ausnahmen die 50-Plus-Regel noch weiter aushöhlen. Also ist auch dieses Mantra der Bundesliga eine Regelung auf Abruf – mit unangenehmen Folgen. Um die europäische Krone wird auf Sicht kaum ein deutscher Verein mehr mitspielen können. Nicht einmal der derzeitig übermächtig wirkende FC Bayern, der ja den ‚Transferirrsinn‘ nicht mitmachen möchte. Insofern ist es wohl die Perspektive der Bundesliga, sich noch mehr um sich selbst zu drehen – in selbstzufriedener internationaler Erfolglosigkeit.