„Das Erwachen der Macht“ – der VfR Heilbronn ist wieder da! – Damals war’s: Vor drei Jahren!

Nach über 15 Jahren war es soweit: Der VfR Heilbronn ist wieder da!

Aus fahriger Thekenidee wird ein ambitioniertes Projekt

Spätestens nach dem blamablen Abstieg des FC Union Heilbronn in die Kreisliga A munkelte man an mancher Unterländer Theke, jetzt, nachdem die „Union“, in der ja der VfR bekanntlich aufging, abgestiegen sei, könne man ja gleich den VfR wieder gründen. Einmal aufsteigen und man sei so ‚weit‘ wie der ungeliebte Fusionsverein vom See, der in der Spielzeit 2016/2017 völlig überraschen abstieg. Bereits nach den indignierenden internen Streitigkeiten des FC Union im Februar 2016 wurde bekanntlich auch von dieser Plattform aus angeregt, den VfR neu zu gründen. Doch bei näherer Überlegung, dachte man an das Schicksal des FC Laube 02.  WIR schrieben bekanntlich zur VfR-Neugründung: Verlockend aber schwer praktikabel. Um so erfreulicher, dass sich aus einem lockeren Treffen mit einer Handvoll Menschen durch die Beharrlichkeit der Beteiligten nun eine regelrechte Bewegung entwickelt hat, die den Unterländer Fußball-Anhänger förmlich mitreißen muss, zumindest aber nicht gleichgültig lassen kann.

Bezeichnender Weise war treibende Kraft ein türkischer Mitspieler der vielbeachteten legendären VfR-A-Jugend-Pokalsiegermannschaft aus dem Jahr 1995/1996. Onur Celik hat sich mit anderen Mitstreitern zusammen getraut, das anzugehen, wozu sonst keiner den Schneid hatte, und vielerorts nur ein bierseeliges Hirngespinst blieb. Dies wirft ein tristes Licht auf ein Land, in dem wir Deutschen immer mehr eine perfide Vollkaskomentalität aufweisen, ein Bedürfnis danach, von vorne bis hinten ‚gepampert‘ zu werden. Die Angst zu scheitern, verbaut so häufig die Chance, etwas wahrhaft Großes aufzubauen. Erst im Mai 2018 zur Eintragung gelangt, gelang dem wagemutigen Celik mit seinem Team Erstaunliches: Es wurde nicht nur sofort der Spielbetrieb für die kommende Spielzeit 2018/2019 aufgenommen, sondern sogar sofort zusätzlich eine Reservemannschaft aufgestellt. Fast 50 Spieler erklärten sich bei den beiden Aktiven-Mannschaften bereit, für lau wieder im Trikot der Schwarz-Weißen aufzulaufen. Oftmals auf Eigeninitiative hin. Gespielt wird gar wieder unmittelbar nach Neugründung in der alten Heimat „Frankenstadion“. Namhafte Sponsoren wurden gefunden, ein renommierter Ausrüster steht bereit, den VfR 2.0 intensiv zu unterstüzen. Ein Start von Null auf Hundert. Noch ohne ein einziges Spiel wird der VfR sogleich als einer der Aufstiegsaspiranten der Kreisliga B2 Unterland gehandelt. Mitgliederzahlen tendieren bereits gegen 100. Schon in zwei Jahren soll eine eigene A- und B-Jugend gestellt werden. Erstaunlich!

Überregionales Interesse und wohlwollende Berichterstattung

Dass der VfR Heilbronn noch immer bei vielen Fußball-Anhängern ein Name ist, zeigt das überregionale Interesse an der Neugründung. Selbst auf Wikipedia ist die Gründung des Nachfolgevereins mittlerweile hinterlegt. Erfreulich auch, dass die mediale Berichterstattung durchaus wohlwollend erfolgt. „Heilbronner Stimme“ und „Echo24“ berichten nachhaltig, beinahe wirken die Pressenotizen des VfR Heilbronn 96-18 in Print- und Onlinemedien sogar etwas überrepräsentiert. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass viele heutige Redakteure den VfR noch aus Kinderzeiten selbst kennen oder zumindest aus Erzählungen der Väter und Großväter etwas von der Faszination der Schwarz-Weißen in die Wiege gelegt bekommen haben. Das häufig anzutreffende enervierende Zerreden von Projekten und großen Zielen bleibt zumindest zunächst aus. Aber man darf sich auf Seiten der Verantwortlichen des neuen VfR einer Sache gewiss sein: Die anderen Heilbronner Vereine und die Fußball-Freunde, für welche die VfR-Spieler schon immer „Ratten“ waren, wetzen schon ihre Messer. Bekanntlich kann der, der hoch fliegt, tief fallen. Grund also genug, Bodenhaftung zu bewahren in Reihen der Rasenspieler: Bei Spielern und Mannschaft genauso wie bei der Vereinsführung, nicht zuletzt auch bei den heißblütigen Fans.

Ebenfalls aus der Versenkung verschwunden: Die „Heilbronner Jungs“ (Ha Jotts)

Mit der Reinkarnation des VfR Heilbronn im neuen Kleide wurden auch die „Heilbronner Jungs“ wieder zum Leben erweckt. Der älteste noch aktive Fanclub für den Heilbronner Fußball war Mitleidtragender des Abgesangs auf den VfR Heilbronn 1896 vor über 15 Jahren und seines Aufgehens im ungeliebten Fusionsverein FC Heilbronn. Der neue Verein kam, die Distanz zum Retortenprodukt FC blieb. Dies um so mehr als dann eine weitere Fusion des FC Heilbronn mit der Fußballabteilung des FV Union 08 Böckingen erfolgte. Anfangs noch als Hoffnung für eine Rückkehr aus der fußballerischen Bedeutungslosigkeit angesehen, entwickelte sich der nochmals um einen Traditionsverein erweiterte dreifach fusionierte Verein nach mehrmaligem Scheitern beim Aufstieg in die Landesliga zur Enttäuschung für alle Heilbronner Fußballanhänger. Interne Streitigkeiten taten ein Übriges. Es kam sogar zu persönlichen Anfeindungen und Tribünensperren seitens des Vereins gegen die „Ha Jotts“. Damit war der Stab über den FC Union Heilbronn für die „Heilbronner Jungs“ gebrochen. Die „Ha Jotts“ stellten jegliche Aktivitäten ein. Doch dann kam der geliebte Verein in Gestalt des VfR Heilbronn 96-18 zurück.

Erstes Pflichtspiel bei TGV Eintracht Beilstein

Über 15 Jahre lang lief keiner mehr für die Schwarz-Weißen mehr aufs Spielfeld. Alle Fusionsschritte über den FC Heilbronn und den späteren FC Union Heilbronn erwiesen sich als ein Schritt zurück für den in den vorgenannten Vereinen aufgegangenen VfR Heilbronn. Von einer aktiven Fanszene Heilbronns konnte keine Rede mehr sein. Was nur noch die glühendsten VfR-Anhänger zu hoffen wagten, wird nun aber tatsächlich Realität. Kaum zu glauben, aber in wenigen Tagen, bereits am Sonntag, den 19. August 2018, heißt es angetreten im Bezirkspokal beim Turn- und Gesangsverein Eintracht Beilstein.  Ab 15 Uhr rollt dann der Ball wieder für einen Verein, der in melancholischer Erinnerung versunken schien. Am Sonntag, den 26. August 2018, dann ab 15 Uhr das erste Punktspiel auswärts beim TSV Heinsheim. Aber der ultimative Höhepunkt für den Anhänger der Schwarz-Weißen wird das erste Heimspiel im Frankenstadion sein. Am Samstag, den 1. September 2018, wird um 15.30 Uhr zum Aufeinandertreffen mit dem TSV Herbholzheim angepfiffen. Für den geneigten Heilbronner Fußballfan also jede Menge Anlass zur Freude im Sommer 2018. Und die „Heilbronner Jungs“ werden ihre Mannen lautstark nach vorne treiben.

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