Vorbemerkung: Als im Jahre 1813 der Befreiungskrieg gegen Napoleon begann, musste Preußen erst einmal eine Armee aufstellen. Das Land war von mehr als 30.000 Franzosen und weiteren Verbänden von dessen Verbündeten besetzt, die alle Bewegungen preußischer Dienststellen überwachten.
Deshalb ging König Friedrich Wilhelm III. mit seiner Regierung und seinem Stab nach Schlesien, das unbesetzt war. Beim Frieden von Tilsit im Jahre 1807 hatten die Russen darauf bestanden, dass Schlesien, West- und Ostpreußen sowie das Memelland nicht von französischen Truppen besetzt werden durften. Zar Alexander I. unterzeichnete zwar den Friedensvertrag mit Napoleon, aber er traute diesem deswegen noch lange nicht und wollte zwischen sich und ihm eine Pufferzone haben!
Das Volk steht auf: Hier in Breslau veröffentlichte Friedrich Wilhelm III. dann seinen berühmten Aufruf „an mein Volk“, mit dem er alle Bürger zu den Waffen rief.
Nachfolgend der komplette Aufruf von 1813 jederzeit auch nachzulesen im Dokumentenarchiv des Bundesarchives (in kursiver Schrift).
Aufruf des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III. „An Mein Volk!“.
Vom 17. März 1813.
An Mein Volk!
So wenig für Mein treues Volk, als für Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen der Uebermacht Frankreichs. Der Friede[1], der die Hälfte Meiner Unterthanen mit entriß, gab uns seine Segnungen nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen bleiben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, sowie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt und dadurch die Quellen des Erwerbs und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte Ich Meinem Volk Erleichterung zu bereiten, und den französischen Kaiser endlich überzeugen, daß es sein eigener Vortheil sey, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber Meine reinsten Absichten wurden durch Uebermuth und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört. – Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt, was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt; Ihr wißt, was euer trauriges Loos ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter, die unter Ihnen Unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. – Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten, der Russen; gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmüthigen Schweizer und Niederländer. – Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß, und nicht geringe die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für Euern angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, Eure Söhne und Eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die Euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unsern redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. – Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu seyn. Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen, für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden, oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet Ihr getrost entgegen gehen, um der Ehre willen; weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sichern, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
Breslau, den 17. März Friedrich Wilhelm
Ein Volk steht auf
Das Ergebnis war überwältigend. Innerhalb einer Woche meldeten sich alleine in und um Breslau mehr als 15.000 Freiwillige und sehr viele weitere Tausend waren noch unterwegs (darunter auch an die 2.000 deutsche Juden, die für ihre neue Heimat kämpfen wollten. Die Rabbiner beteten damals für Preußens Sieg). Es kamen auch Zigtausende von nichtpreußischen Deutschen und meldeten sich freiwillig zur preußischen Armee (sogar Bayern). Es gab mehr Freiwillige als Waffen und Uniformen. Vor allem aber und das war ein echtes Problem – gab es in dem von den Franzosen ausgeplünderten Land kein Geld. Auf einem Spendenaufruf der Leiter des Widerstandes hin brachten die Menschen ihren letzten Pfennig, um die Armee auszurüsten. Eine besonders originelle Idee war der Tausch der goldenen Eheringe gegen welche aus Eisen. Diese erhielten als Wappen das eiserne Kreuz, das auch in diesen Tagen gestiftet worden war, und dazu den Spruch „Gold gab ich für Eisen“. Ich kannte in meiner Jugend noch ein Ehepaar, die hatten solche Ringe von den Ahnen geerbt und trugen sie selber. Heute würden sie sich dafür wohl ganz schön Ärger einhandeln („Igitt zwei Nationalisten“)!
Ebenfalls als eine -wohl eher „gruselige“- Spende stifteten die in Preußen bei den Kirchgemeinden zunftmäßig organisierten Sargträger für die Armee einen größeren Posten pechschwarze Mäntel. Gerade für das Jahr 1813 hatte die Zunft nämlich für alle Kirchgemeinden des Landes neue Mäntel bestellt. Jetzt trug man die alten weiter, die neuen bekamen die Soldaten (immerhin waren sie sehr warm und konnten gut vor schlechtem Wetter schützen). Frauen schnitten sich ihre langen Haare ab und spendeten diese anstatt Geld. Teilweise konnte man sie an Perückenmacher verkaufen oder aber sie dienten als Werg für die Industrie (als Dichtungsmaterial anstelle von Hanf, das man dann wieder für die Herstellung von Leinen und Tauwerk für die Truppe verwendete).
Die Bauern spendeten einen Teil ihrer Ernte für die Truppenverpflegung und – so etwas wäre heute wohl auch unmöglich – die Pastoren spendeten ihre Kirchenglocken aus Buntmetall. Im Austausch gab es auch hier welche aus Eisen (sie hörten sich fürchterlich an). Aus dem Buntmetall aber wurden neue Kanonen gegossen (damals waren Kanonen meist aus Messing oder Bronze)!
Von Breslau aus organisierte man sowohl den deutschlandweiten Widerstand als auch den Aufbau der neuen Armee. Diese stand nun unter dem Oberbefehl des alten Haudegen Blücher (er war schon 71) und seines Stabschefs Gneisenau. Der eine war ein furchtloser Draufgänger, der andere ein kühler Rechner, beide zusammen aber waren sie unbesiegbar und für den Feind „unausstehlich“ (Napoleon nannte Blücher nur den „alten Teufel“ und Gneisenau den „bösen Schleicher“). Wegen des Standortes in Schlesien – Berlin war ja immer noch besetzt – nannte man diese neue Truppe auch die „Schlesische Armee“.
Natürlich rechnete man mit Störaktionen der Franzosen und ihrer Verbündeten (darunter leider auch viele Deutsche), mit dem Ziel den Aufbau der neuen Armee zu be-oder ver-hindern. Deswegen wurden nun Freikorps aufgestellt, die hinter den feindlichen Linien für Unruhe und Behinderung sorgen sollten (also praktisch staatlich subventionierte Guerillakrieger). Diese Freikorps bestanden zu einem großen Teil aus Freiwilligen, hatten aber immer einen harten Kern regulärer Soldaten. Sie sollten unabhängig von der noch im Aufbau befindlichen Armee in ganz Deutschland blitzartig auftauchen, zuschlagen und wieder abrücken (Prinzip: Nachschauen, Zuhauen, Abhauen), also den Feind nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Ein Vorteil dieser offiziellen Guerillakämpfer war: als Teil der regulären bewaffneten Macht standen sie unter dem Kriegsvölkerrecht und durften nicht als Partisanen hingerichtet werden (was Napoleon allerdings nicht sonderlich interessierte).
Das wohl berühmteste dieser Freikorps (es gab mehrere), war das des späteren Generalmajors von Lützow.
Ein Mecklenburger in Preußen
Der am 18. Mai 1782 geborene Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow war ein Landadeliger aus dem nordwestlichem Mecklenburg. Sein ehemaliger Gutshof und einige kleinere Gemeinden der Region sind heute zur Gesamtgemeinde Lützow zusammengefasst.
Lützow war regulärer Soldat der preußischen Armee. Seine ersten Dienstjahre, inklusive der hammerharten Grundausbildung, absolvierte er beim ersten Bataillon der Garde (Härtegrad ‚Stahlklasse‘). Da er ein begeisterter und auch sehr guter Reiter war, erreichte er aber 1804 seine Versetzung zum Kürassierregiment Nr. 7. Bei Jena und Auerstedt wurde er 1806 verwundet, schlug sich aber trotzdem über Kopenhagen und dann auf dem Seeweg in das belagerte Kolberg durch. Hier schloss er sich dann dem berittenen Freikorps des legendären Major Schill (dieser war vorher ein Ansbach-Bayreuther Dragoner, das bürgte allein schon für Qualität) an. Mit tollkühnen Aktionen bis tief hinter den feindlichen Linien setzten sie den Franzosen dabei kräftig zu.
In Anerkennung seiner Leistungen verlieh der König Lützow 1807 den hohen Orden Pour le Mérite (gestiftet von Friedrich dem Großen). Sowohl wegen der von Napoleon nach dem Frieden von Tilsit angeordneten Verringerung der preußischen Armee auf nur noch 40 000 Mann als auch wegen seiner angegriffenen Gesundheit (dies auch wegen seinen Verwundungen) erhielt Lützow 1808 dann zunächst bei gleichzeitiger Beförderung zum Major seinen Abschied in den einstweiligen Ruhestand.
Er war aber nicht bereit, jetzt die Hände in den Schoß zu legen und schloss sich kaum wieder einigermaßen auf den Beinen 1809 den jetzt nach dem Frieden von Tilsit im Jahre 1807 nicht mehr vom Staat genehmigten, Partisanenaktionen von Major Schill an. Dieser ist bekanntermaßen später in Stralsund von den Franzosen erschossen worden. Lützow und einige Männer des Freikorps entkamen. Mit den Vorgesetzten in der regulären Armee gab es jetzt Ärger. Da Schill und auch Lützow preußische Berufsoffiziere waren, Preußen aber mit Frankreich Frieden geschlossen hatte, kam es zu einigen sehr unerfreulichen Szenen mit den Vertretern der französischen Besatzungsmacht. Lützow wurde nun reaktiviert, formell angeklagt, dann aber ohne eine Verurteilung wieder in den Ruhestand zurückversetzt.
„Dampf machen“
Bis 1811 blieb Lützow zwar Privatmann, hielt aber ständigen Kontakt zu bedeutenden Männern des Widerstandes wie den Freiherrn von Stein und General Scharnhorst. Dieser erkannte das hohe Potenzial des Majors für den beweglichen Kleinkrieg und merkte ihn in seinen Planungen bereits dafür vor.
Als der Aufbau der neuen Armee begann, erhielt Lützow dann vom neuen Oberbefehlshaber, dem alten Blücher, die Order mit einem Freikorps hinter den feindlichen Linien „ordentlich Dampf“ (Originaltext) zu machen!
Das neue Lützowsche Freikorps bestand aus etwa 3000 Mann, je zur Hälfte Berittene und Infanterie. Seine rechte Hand und Adjutant wurde kein geringerer als der aus Dresden gebürtige große Dichter Theodor Körner, der auch das Lied vom schwarzen Jäger komponierte. Außer Körner waren noch andere bekannte Persönlichkeiten dieser Zeit bei der neuen Truppe. Turnvater Jahn, der Erfinder des Breitensports in Deutschland und seine rechte Hand Friedrich Friesen. Jahn und Friesen beabsichtigten mit ihren Turnvereinen auch ganz klar die Jugend für den Befreiungskrieg zu ertüchtigen. Jahn war dabei auch der Erfinder so bekannter Turngeräte wie Pferd und Barren, die militärische Absicht der damit verbundenen Übungen war schon klar zu sehen. Da Jahn später auch noch der Mitbegründer der studentischen Burschenschaften wurde, kann man ja mal raten, in welche Ecke man ihn heute wohl stellt (Selbstverständlich hat man bei ihm auch bereits eine „antisemitische Ader“ entdeckt!). Sein Vize Friesen passte voll in diese Linie. Als Lehrer an der Plamannschen Erziehungsanstalt in Berlin (wo auch Bismarck zur Schule ging), führte er im Sportunterricht einen Fechtkurs ein.
Turnvater Jahn wurde im neuen Freikorps der Chef eines ganzen Bataillons, das fast nur aus den Mitgliedern seiner Turnvereine bestand. Friesen wurde neben Körner der zweite Adjutant von Lützow. Unter den Leuten des Freikorps waren auch außergewöhnlich viele Studenten. Damals waren diese nämlich noch echte Patrioten und keine Erfüllungsgehilfen der sozialistischen Internationalen.
Gemäß Blüchers Auftrag „ordentlich Dampf“ zu machen, schlugen die Lützower nun zu. In Mitteldeutschland und auch im Norden des alten Reiches bekam der Feind fast keinen einzigen Nachschubtransport mehr durch.
Vor allem in Sachsen, im Vogtland, aber auch in Thüringen und Bayern wurden die „Schwarzen Jäger“ zum Albtraum der Franzosen und ihrer Verbündeten (hier verliefen Napoleons Hauptnachschublinien für seinen Aufmarsch gegen Preußen und Russen). Die Lützower schienen überall gleichzeitig zu sein. Dann ab Herbst 1813 kämpften sie sich, zusammen mit einer Kosakenabteilung, die ihnen Zar Alexander I. beigeordnet hatte, die Elbe abwärts und eroberten schließlich sogar Bremen, was sie allerdings unverzüglich wieder räumen mussten, da die wütenden Franzosen jetzt ein ganzes Armeekorps (20-30.000 Mann) hinter ihnen herjagten (Bremen wurde dann wenig später vom preußischen General von Bülow, übrigens ein Vorfahre des berühmten Humoristen Loriot, endgültig befreit).
Das Freikorps kämpfte in Westfalen und in Schleswig-Holstein und später auch mit Blücher am Rhein. Im Jahre 1814 kämpften sie in Nordfrankreich und den Niederlanden. Die „Schwarzen Jäger“ waren mit ihrer kleinen Schar überall und trieben den Feind wie eine Hammelherde vor sich her. Blüchers Order „ordentlich Dampf“ zu machen, wurde punktgenau erfüllt!
Das Mädchen Eleonore
Bei den Kämpfen in Norddeutschland erfüllte sich auch das Schicksal eines tapferen Mädchens. Die am 11. März 1785 in Potsdam geborene Marie Christiane Eleonore Prochaska war die Tochter eines Unteroffiziers der Garde. Die Mutter hatte die Kinder (vier Geschwister) verlassen als der Vater in den Revolutionskriegen (1793) an der Front war. Die Geschwister kamen dann in das Potsdamer Militärwaisenhaus. Als der Vater 1797 aus dem Krieg zurückkam, gab er den Dienst auf, um sich mehr um seine Kinder kümmern zu können. Er erhielt eine kleine Militärrente und arbeitete künftig als Musiklehrer. Eleonore, als die Älteste, führte ihm den Haushalt. Schon in dieser Zeit zeigte sie sich als eine glühende Patriotin. Die Besetzung Preußens (1806) durch Napoleon empfand sie als eine tiefe Erniedrigung. Als 1808 die Volksaufstände der Spanier und auch der Tiroler -unter Andreas Hofer- losbrachen, fieberte sie förmlich nach Nachrichten von den Kriegsschauplätzen. Ab 1810 verließ die inzwischen 25-Jährige die Familie und verdingte sich als Hausmädchen und Köchin in einem wohlhabenden Potsdamer Bürgerhaus.
Im Juni 1813 trug sie sich, als Mann verkleidet, unter dem Namen August Renz in die Stammrolle des Freikorps ein. Sie kam dann zur Jägerabteilung des ersten Bataillons. Ihr Zugführer wurde Leutnant Otto Preuße, der ihr (vorerst nicht von ihrem wahren Geschlecht wissend) bescheinigte, dass sie ihren Dienst stets gut verrichtete und dass sie in den Biwaks vortrefflich kochen konnte.
Am 16. September 1813 kam es zur Schlacht an der Göhrde, nahe dem heutigen Lüchow Dannenberg. Eleonore wurde durch eine feindliche Kartätschen-Kugel schwer verletzt als sie gerade versuchte, einen verwundeten Kameraden in Sicherheit zu bringen. Ihr Zugführer nahm sich ihrer an, dabei entdeckte er allerdings ihr wahres Geschlecht. Von ihr selbst sind die Worte überliefert: „Herr Leutnant, ich bin ein Mädchen“!
Niemand war ihr deswegen böse. Sie avancierte zum Liebling des ganzen Freikorps. Zur Pflege ihrer schweren Verletzungen verblieb sie in einem Bürgerhaus in Dannenberg, wo sie drei Wochen später an den Folgen der Verwundung verstarb. Es ist wohl auch als typisch für die Geschichtsschreibung späterer Zeiten zu verstehen, dass sie dort weitestgehend unterschlagen wurde, während ihr Name noch während des zweiten Kaiserreiches allgemein bekannt war. Sie war auch nicht die einzige Frau, die damals gegen Napoleon kämpfte. Aber das ist eine andere Geschichte….. (Frauen hatten in diesem Krieg mehr als nur ihr Leben zu verlieren).
Nachgesang
Der ganze Einsatz des Korps ging nicht ohne Opfer ab. Leonore Prochaska war da nicht das einzige. Theodor Körner fiel am 26. August 1813 in einem Gefecht bei Rosenow in Mecklenburg und Friedrich Friesen am 16. März 1814 bei La Lobbe in den Ardennen. Lützow selber wurde mehrfach verwundet und entkam dabei manches Mal nur knapp dem Tod.
Ab dem 23. März 1815 wurde das Freikorps aufgelöst und in die reguläre Armee übernommen. Sie bildeten künftig den Grundstock für das Ulanenregiment Nr. 6 (wo Lützow, unterdessen zum Oberstleutnant befördert, selber Kommandeur wurde) und das Infanterieregiment Nr. 25, welches sich bei Waterloo durch seine besonders energische Verfolgung der Franzosen auszeichnete (diese ehemaligen Guerillakämpfer hatten die Not des Volkes hautnah erlebt, sie machten keine Gefangenen). Später wurde dieses Regiment in Erfurt stationiert.
Lützow selbst ging 1833 als Generalmajor in den Ruhestand. Unmittelbar vor seinem Tod spielte er noch mit dem Gedanken, mit einem Freiwilligenverband nach Griechenland zu gehen, um den Griechen in ihrem Befreiungskrieg gegen die Türken zu helfen. Dazu kam es nicht mehr. Er verstarb am 6. Dezember 1834, noch keine 53 Jahre alt (die vielen Verwundungen waren nicht Umsonst), von ganz Deutschland zutiefst betrauert. Heute kennt ihn dank der Zeitgeist-Politik der „Gutmenschen“ kaum noch jemand!
Ein Nachspiel hatte das Lützowsche Freikorps aber dennoch, das sich sogar bis in unsere Tage erstreckt!
Aus ihren Uniformenfarben: schwarze Kleidung, rote Aufschläge und goldene Knöpfe, wurden die heutigen Bundesfarben: Schwarz, Rot, Gold! Die Verwendung der Farben erfolgte im Lützowschen Freikorps sogar noch vor der Jenaer Urburschenschaft!
Hoffentlich erfahren das die „Gutmenschen“ nicht, sonst wird die Bundesflagge womöglich noch verboten!