Aufstieg zu Zeiten des Wirtschaftswunders
Kapitalistische Einwanderungsgesellschaften funktionieren durch realisierte Aufstiegsversprechen. Die meisten Menschen möchten wirtschaftlich erfolgreich sein und daß ihre Kinder zumindest den eigenen passablen sozialen Status halten können oder auf der Leiter der gesellschaftlichen Hierarchie aufsteigen. Dies bezieht sich nicht nur auf Einwanderer, auch die BRD war in ihren Anfangsjahrzehnten damit erfolgreich. Trotz aller sozialen Ungleichheit konnten Arbeiterkinder durch Bildung und Fleiß aufsteigen. Und selbst der Pförtner einer Firma fand sich nicht bei Zeitarbeitsfirmen im Niedriglohnsektor herumgeschubst, sondern in der Regel tariflich in „seiner“ Firma beschäftigt. Man gehörte dazu, war stolz auf seine Arbeit.
Randale „deutscher“ Aufsteiger?
Die Berliner CDU fragt zurecht, welche Vornamen diejenigen haben, die am letzten Silvesterabend in Berlin randalierten, in den Systemmedien aber „zu 70 Prozent als deutsche Staatsbürger“ behauptet wurden; eine falsche Zahl, die später korrigiert werden mußte. Heißen diese Jungmänner mit deutschem Paß Thomas, Martin oder Michael, oder Mohammed, Faruk, Aydin oder Vedat? – Als sozialrevolutionärer Nationalist mache ich es mir nicht so leicht mit der Be- und Verurteilung dieser türkischen und arabischen Jungmänner. Gewaltaffinität gibt es auch unter deutschen Jungmännern. Wie oft haben wir uns als Jugendliche in der Schule geprügelt und anderweitig danebenbenommen, ob an Silvester, Fastnacht oder gewöhnlichen Freitag- und Samstag Abenden, wenn wir aus der Kneipe kamen? – Aber irgendwann konnten wir unser Macho- bzw. infantiles Macht-Ego zumeist anderweitig befriedigen.
Kaum Aufsteiger mit Migrationshintergrund
Unsere Eltern, zumeist der Mittelschicht angehörig, förderten uns auf dem schulischen Weg, finanzierten unser Studium usw. Wer mal versagte, eine Patrone verschoß, weil er oder sie in der Schule sitzen blieb, das Studium abbrach oder der oder die als Lehrling vom Ausbildungsbetrieb nicht übernommen wurde, hatte weitere Patronen im Gurt, die von den Eltern finanziert wurden. Dies ist aber heute in der BRD bei den Özdemirs und Öztürks seltener der Fall. – Die BRD-Systemmedien verbreiten unterdessen ein gesellschaftliches Bild der gesellschaftlichen Möglichkeiten, das an der wirklichen Lage auf dem Arbeitsmarkt vorbeigeht. Das Gedränge ist dort größer als die wirklichen Karrieremöglichkeiten.
Nicht-Aufsteiger bleiben in Parallelgesellschaften gefangen
Wer als männlicher Jugendlicher in der Gesellschaft unten steht, kann sich gegebenenfalls nur noch durch Muskelmasse und schneidiges Auftreten auf dem Schulhof profilieren. Unterschicht-Mädchen, die gut aussehen, können sich hochschlafen. Oder auf eine Karriere als Fotomodell hoffen. – Aber die wenigsten schaffen das, ihre beruflichen Träume zu verwirklichen. Nicht jeder Mehmet spielt so gut Fußball wie Ilkay Gündogan, nicht jedes Libanesen-Mädchen spricht so gut deutsch wie die Tagesthemen-Moderatorin Aline Abboud, nicht jeder Schwarze in den USA wird Basketballprofi, ein Top-Leichtathlet oder Boxer. Die wenigsten steigen auf, sondern bleiben unten und sind frustriert. Die Erfolgsdeutschen halten Distanz zu denen. Der Imam um die Ecke legt seinen sanften Arm um die Schulter von Aladin, unterweist ihn im Koran-Unterricht. Abends geht’s dann in die Kickbox-Schule, wo die echten Kerle ihn ebenso wertschätzen.