Sapere aude
Ich hätte früher nie gedacht, daß ich mich einmal zum flammenden Fürsprecher der Aufklärung mausern würde. Früher – also tief im letzten Jahrhundert – gaben sich immer diejenigen als „Aufklärer“ aus, mit denen ich partout nichts zu tun haben wollte: linke Lehrer in honigfarbenen Cordanzügen, verbiesterte Pädagoginnen und andere traurige Figuren, die vor „Nazis“ wie mir warnten. Inzwischen weiß ich, daß es genau umgekehrt ist: Aufklärung – der Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unmündigkeit, nach Kant – war noch nie so wichtig wie gerade jetzt; aber gerade diejenigen, die sich für besonders aufgeklärt und „tolerant“ halten, hätten früher prächtige Blockwarte, Denunzianten und KZ-Aufseher abgegeben (obwohl ich weit davon entfernt bin, den historischen „Nazis“ Unrecht tun und alle über einen Kamm scheren zu wollen).
Aufklärung tut Not in Deutschland
Spätestens das zurückliegende Jahr hat mir deutlich gemacht: Aufklärung, Wahrheit, Freiheit sind das Essentiellste am Abendland; und nicht umsonst schrieb Hegel, ein anderer großer Aufklärer: „Der germanische Geist aber ist der Geist der Freiheit.“ Die Corona-Schafe mit ihren Lappen vor dem Gesicht merken nicht einmal, wie sie dabei sind, alles zu verlieren und zu verspielen.
Das mußte jetzt raus – heute, zu Kants 217. Todestag.