Pontius Pilatus: Vom „Wir“ zum „Wir sind wir!“

Buntland bloßstellen! (Bildquelle: Matheus Viana/unsplash)

Salvete!

Im Schattenreich wird es gelegentlich etwas langweilig. Zwar wimmelt es hier im „Nirwana“ von höchst interessanten Geistern und wir disputieren hier über alles, was war und was ist, doch da wir alle Zeit der Welt haben, brennt hier nichts an und man büchst gelegentlich aus, um den noch lebenden Menschen „göttliche Eingebungen“ zu bescheren.

Ich bin ja unter den Menschen berühmt, wenn auch bei den meisten nicht beliebt – was mir jedoch herzlich egal ist. Der großartige deutsche Denker Friedrich Nietzsche (Ich soll euch von ihm grüßen und ihr sollt den Traum vom Übermenschen nicht vergessen!) hat mich ganz gut beschrieben:

„Habe ich noch zu sagen, daß im ganzen Neuen Testament bloß eine einzige Figur vorkommt, die man ehren muß? Pilatus, der römische Statthalter. Einen Judenhandel ernst zu nehmen — dazu überredet er sich nicht. Ein Jude mehr oder weniger — was liegt daran?… Der vornehme Hohn eines Römers, vor dem ein unverschämter Mißbrauch mit dem Wort »Wahrheit« getrieben wird, hat das Neue Testament mit dem einzigen Wort bereichert, das Wert hat — das seine Kritik, seine Vernichtung selbst ist: »was ist Wahrheit!« …“

Die „Christen“ hassen mich, weil ich angeblich ihren „Messias“ unschuldig verurteilt haben soll. (Dabei soll’s doch ihres Gottes Plan gewesen sein und ich damit einfach nur dessen Werkzeug – aber Logik ist der Christen Sache nicht!) Meine Güte, zu meiner Zeit wimmelte es in Judäa von rebellischen Figuren, wie diesem Jesus. Wenn ich nicht regelmäßig die übelsten Spitzbuben hingerichtet hätte, das Pack hätte mir auf dem Kopf herumgetanzt. Konnte ich ahnen, was dessen Anhänger aus dem Tod dieses Jesus machen würden? Dann hätte ich gewiss nicht den Judenpöbel entscheiden lassen, wen zum Pessach zu begnadigen (ich war sicher, die würden diesen Jesustropf wählen – aber nein: einen Raubmörder – edles Volk!) Die jüdischen Hohepriester hatten mir diesen Jesus aufgehalst, weil er angeblich gegen meine Ordnung rebellieren wollte. Es war usus, daß vor der Folter die größten Halsabschneider Unschuldslamm spielten – aber bei diesem Jesus konnte ich tatsächlich nichts Rebellisches finden. Da drohten mir diese Judenpfaffen mit Aufständen, wenn ich ihn nicht verurteilte. Wie Freund Nietzsche sagt: Der Ordnung halber war’s mir um einen Juden nicht zu schade …

Beim Streifen durch das Weltnetz bin ich über euren Blog gestolpert, der mir im Großen und Ganzen gut gefällt. Aber was mir sofort auffiel: da fehlt noch ein Motto, eine Parole – und bei diesem Namen drängt sich doch „Wir sind wir!“ geradezu auf!

Wir sind wir!“ als ein trotziges „Wir sind nicht ihr!“ – ausgrenzend, elitär, solidarisch.

Ganz gewiß nicht als das billige, schmierige „Wir“ des heute herrschenden medialen und politischen Gesindels. Als dieses unterschiedslose „Wir“ das behauptet, daß ihr euren Politikern unterschiedslos gleich gültig wärt (gar gleich viel Wert, wie jeder Dahergelaufene!) aber tatsächlich ihnen doch nur gleichgültig seid! Oder dieses wertlose „Wir“, das eure Sehnsucht nach Geborgenheit ausnutzend, einem wertlosen Kollektiv unterwirft – das eklige Sozialisten-“Wir“ (spuckt aus!).

Nein, weist ihr fauliges „Wir“ mit Verachtung von Euch. Seid das „Wir“ der Eigentümlichen, der Besonderen, der Auserwählten – der Selbsterwählten!

Versucht der Welt der „letzten Menschen“, dem multikulturellen (also kulturlosen) Pöbel gar nicht zu erklären, was an einem „Wir sind wir!“ so richtig ist – sie können es gar nicht begreifen.

Dieses „Wir sind wir!“ soll nur jene ansprechen, die in sich ein Sehnen, Wollen, Fühlen und Verstehen der Liebe zu den Gleichgesinnten tragen. Und die danach handeln wollen – das Handeln ist wichtiger als das Wollen.
Die Sinnhaftigkeit des „Wir sind wir!“ müßt auch ihr erstmal auch nicht ganz verstanden haben. Nur fühlen solltet ihr es – ganz aus der Tiefe eurer Seele – als Instinkt des Tieres in euch! Freund Nietzsche hat euch gewarnt, euch auf euren Verstand zuviel einzubilden; eure feindlichen Verführer verstehen euren Verstand meist besser als ihr! Wo der natürliche Instinkt fehlt, nutzt auch der Verstand zumeist wenig!

Die Regel für gut und böse ist recht einfach: Was mir und den Meinen nutzt ist gut, was ihnen schadet, ist böse! Und den Nutzen darf man ruhig messen, wiegen und zählen können.

Und hütet euch vor allen Universalisten: Sie sind Lügner oder – noch schlimmer – Träumer! Der Deutsche ist ja für jeden nichtsnutzigen Idealismus empfänglich und bildet sich noch etwas darauf ein (Freund Heine bescheinigt den Deutschen „Traumglotzkugeln“ statt Augen).
Carl Schmitt sagte: „Wer Menschheit sagt, will betrügen“ – Genau so ist es!

Nehmt euch diese „Hohepriester“ zum großen Vorbild; auch ich hatte sie unterschätzt! Sie haben es nach zwei Jahrtausenden zähem „Wir sind wir – und wir sind die Auserwählten!“ fast geschafft, die Herren der Welt zu sein. Tat es Not, liefen sie in Lumpen und haben sich klein gemacht, Hauptsache ihr habt ihnen ihr Ghetto gelassen: dort waren sie unter sich, dort galt ihr Recht, dort haben sie ihre Geminschaft bewahrt. Ihr habt sie in eurer Mitte geduldet, ihr habt sie beschützt, manchmal auch geschunden, und habt sie doch verachtet. Doch ihr wart blind für ihren unbändigen Stolz. Sie haben eure Schwächen studiert und nutzbar gemacht: eure Gier und Geltungssucht. Heute wohnen sie in Palästen und können euch ihre Gesetze diktieren. Und ihr zahlt ihnen Tribut als Zins und Zinseszins, ihr fürchtet sie und müßt sie beschützen …

Veredelt das „Wir“ zu einem „Wir sind wir!“ – Eine Parole für ein Projekt, welches die Richtung nach oben weist und der Planung wert ist – und an dem ich künftig gerne mitwirkte.

Übrigens: Wäre dies nicht eine schöne Hymne? www.youtube.com/watch?v=NLFXHx7Yj8M

(Paul Van Dyk &t Peter Heppner – „Wir Sind Wir“,
es gibt sogar einen Wikipedia-Eintrag: de.wikipedia.org/wiki/Wir_sind_wir)

Und nun will ich euch zum Schluß noch eine arabische Weisheit schenken – lernt sie innwändig!

Den Narren erkennst Du an sechs Zeichen:

Furcht ohne Grund,

Rede ohne Nutzen,

Wechsel ohne Fortschritt,

Frage ohne Ziel,

Vertrauen zu Fremden und

Freundschaft mit seinem Feind.

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